Flower-Power
Die Wirkung von Planzenextrakten auf Narben
Die Haut, als größtes Sinnesorgan des menschlichen Körpers, ermöglicht die Wahrnehmung von Umweltreizen wie Temperatur und Berührung. Diese Reize werden über ein komplexes Nervengeflecht, das die Haut durchzieht, weitergeleitet. Bei einer Hautverletzung setzt unmittelbar ein Heilungsprozess ein, bei dem auch spezialisierte Zellen des Nervensystems, sogenannte Schwann Zellen, eine zentrale Rolle spielen. Unter bestimmten Bedingungen können diese Zellen zur Bildung von besonders großen und schmerzhaften Narben, sogenannten Keloiden, beitragen.
In diesem Projekt steht die Erforschung der Rolle von Schwann Zellen bei der Narbenbildung im Fokus. Da bisher keine geeigneten Zellkulturmodelle zur Untersuchung von Narben existieren, ist die Entwicklung eines spezifischen Narbenmodells ein zentrales Ziel dieser Studie. Darüber hinaus soll die Wirksamkeit von Pflanzenextrakten, die aus verschiedenen Pflanzen gewonnen werden, in diesem neu etablierten Narbenmodell getestet werden.
Der Einsatz von Pflanzen zu medizinischen Zwecken hat eine lange Tradition, die sowohl in der traditionellen Chinesischen Medizin als auch in Europa tief verwurzelt ist. Das Projekt "Flower-Power" zielt darauf ab, lokales Wissen über Heilpflanzen zu nutzen, das in vielen Bevölkerungsgruppen noch lebendig ist. Dieses Wissen, teilweise als immaterielles Kulturerbe anerkannt, wird durch die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern sowie weiteren Citizen Scientists für die wissenschaftliche Forschung zugänglich gemacht.
Das Projekt integriert drei Schulstufen: eine Volksschule und eine Mittelschule in Wien und eine höhere technische Lehranstalt (HTL) in Niederösterreich. Zudem ist der Verein „Freunde naturgemäßer Lebensweise“ (FNL) – der älteste Kräuterverein Österreichs mit rund 7.500 Mitgliedern und über 1.000 Expertinnen und Experten – in das Projekt eingebunden. Es werden Experimentierpraktika im Vienna Open Lab organisiert und Kräuterworkshops angeboten. Die HTL-Schülerinnen und Schüler stellen aus den gesammelten Pflanzen Extrakte her, die anschließend im Narbenmodell auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Einige Schülerinnen und Schüler der HTL erhalten die Möglichkeit, ihre Diplomarbeit an der Medizinischen Universität Wien durchzuführen und ihre Ergebnisse auf wissenschaftlichen Tagungen zu präsentieren.
Dieses interdisziplinäre Projekt verbindet moderne Wissenschaft mit traditionellem Wissen und fördert zugleich die wissenschaftliche Neugier und das praktische Lernen bei jungen Menschen. Es leistet einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze in der Behandlung von Narben und zur Erhaltung und Nutzung traditionellen Pflanzenwissens.
(Fotocredit © Mildner)