Kolik & Butyrat

Allheilmittel Butyrat? Evaluierung von Produktion, Wirkung und therapeutischem Potenzial im Colon des Pferdes

Der Verdauungstrakt von Pferden ist ein komplexes, hochempfindliches Ökosystem und eine häufige Ursache von schweren, mitunter lebensbedrohlichen Erkrankungen, die unter dem Begriff „Kolik“ zusammengefasst werden. Dennoch sind bisher nur begrenzt therapeutische Maßnahmen bekannt, um diese Erkrankung zu verhindern oder die Überlebensrate zu verbessern. Wie beim Menschen geriet auch beim Pferd in der jüngeren Vergangenheit die mikrobielle Besiedlung des Gastrointestinaltrakts als wichtiger Faktor für die Darmgesundheit in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei ist der Gedanke naheliegend, dass insbesondere von den Produkten der angesiedelten Bakterien (Mikrobiota), den kurzkettigen Fettsäuren (engl. short chain fatty acids, SCFA), eine schützende Wirkung ausgehen könnte.

Hier setzt das Projekt „Kolik & Butyrat“ an: gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen soll untersucht werden, wie die Mikrobiota des gesunden Pferdes zusammengesetzt sind, sich durch alltägliche Einflüsse verändern und ob es einen Zusammenhang zwischen den produzierten SCFA und der (Darm-)Gesundheit gibt. Die pferdebegeisterten Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschule Tullnerbach und ihre (vierbeinigen) Lehrkräfte werden uns dabei tatkräftig unterstützen. Zudem soll die Wirkung der SCFA auf das Darmepithel des Pferdes untersucht und mögliche therapeutische Strategien daraus abgeleitet werden. Dazu wird unter anderem eine Organoidkultur aus dem Dickdarm des Pferdes verwendet, d.h. eine moderne Methode, mit der unter Vermeidung von Tierversuchen am „Darm in der Petrischale“ eine pathologische Situation simuliert und erforscht werden kann.

Das Projekt wird in dem zur Schule gehörigen Reitstall sowie in den Labors der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich zusammen mit einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen, sie aktiv zu bearbeiten und so selbst neue Erkenntnisse zu produzieren. In gemeinsamen Workshops werden selbst erhobene Daten zu Pferdegesundheit und -verhalten, Mikrobiotazusammensetzung und SCFA-Konzentrationen analysiert und ausgewertet. Am Ende jedes Jahres präsentieren die Schülerinnen und Schüler diese Ergebnisse ihren jüngeren Mitschülerinnen und Mitschülern, die zukünftig am Projekt mitarbeiten. Die AG Social Media wird zudem Inhalte erstellen, die interessierte Laien rund um das Thema Kolik und das laufende Projekt informiert.

(Fotocredit © Franziska Dengler)

 

Neugierig geworden? Erfahren Sie mehr zu diesem Projekt
in unserer Rubrik "Inside Sparkling Science 2.0" auf
der OeAD-Webseite des Zentrums für Citizen Science.