FEIN-FÜHLEN durch Mentalisieren

Entwicklung eines Mentalisierungstrainings für die Elementarpädagog/innenausbildung

Fehlende Ressourcen belasten zunehmend die Arbeitsbedingungen in Kindergärten und Krabbelgruppen. Erzieherinnen und Erzieher stehen vor der Herausforderung, unter erhöhter Belastung nicht nur die Feinfühligkeit im Umgang mit den Kindern aufrechtzuerhalten, sondern auch mit sich selbst achtsam und selbstfürsorglich umzugehen.  

Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine gute Mentalisierungsfähigkeit eine schützende Ressource für Erzieherinnen und Erzieher im Berufsalltag darstellt. Mentalisierung ist die Fähigkeit, innere psychische Vorgänge bei sich und anderen differenziert wahrnehmen zu können und sich bei der Interpretation von Verhalten darauf zu stützen. Gute reflexive Fähigkeiten verbessern die Interaktions- und Beziehungsqualität und stehen in Zusammenhang mit reduziertem Stresserleben im pädagogischen Berufsalltag.  

Das Ziel des Projekts ist es, die Mentalisierungsfähigkeit von angehenden Elementarpädagoginnen und -pädagogen zu fördern. In Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden von zwei Bildungsanstalten für Elementarpädagogik wird ein Training zur Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit entwickelt.  

Das Mentalisierungstraining ist angelehnt an das Programm B.A.S.E ®-Babywatching. Dafür besucht ein Elternteil mit seinem Baby die Schulklasse und verbringt 20 bis 30 Minuten mit dem Kind in der Runde der Schülerinnen und Schüler. Gemeinsam wird die Interaktion zwischen Elternteil und Baby (z.B. mit Füttern, Spielen, Wickeln) beobachtet. Durch gezielte Fragen der Gruppenleitung werden die Jugendlichen zur Reflexion angeregt. Das spezifische Nachdenken über Gedanken, Gefühle und Handlungsabsichten von Elternteil, Kind und sich selbst, trainiert die Mentalisierungsfähigkeit. 

Gemeinsam wird untersucht, ob sich durch das Training die Fähigkeiten zur Mentalisierung, Empathie, Selbstmitgefühl und Emotionsregulation verbessern, ob es zu einer Reduktion der Stressbelastung kommt und ob sich die Feinfühligkeit im Umgang mit den Kindern verändert. Zur Überprüfung der Wirksamkeit werden die Veränderungen in der Babybeobachtungsgruppe mit den Veränderungen in anderen Schulklassen verglichen, die im Unterricht entweder theoretisches Wissen über Mentalisierung vermittelt bekommen oder einfach ihren regulären Unterricht besuchen.  

Die Schülerinnen und Schüler sind sowohl hypothesenprüfend als auch hypothesengenerierend in den Forschungsprozess integriert. Sie führen ein Forschungstagebuch über die eigenen Erfahrungen mit der Anwendung des Mentalisierens in der Kindergartenpraxis, welches nach Abschluss des Trainings in Workshops gemeinsam qualitativ und quantitativ ausgewertet wird. Die Ergebnisse werden dann im Hinblick auf die praktische Relevanz der Mentalisierungsfähigkeit im Berufsalltag miteinander diskutiert und zusammen interpretiert. 
 
(Fotocredit © Don Bosco Schulen Vöcklabruck)