Lebensraum Gründach

Gründach: Lebensraum in Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätskrise

Angesichts von Klimawandel und Biodiversitätskrise ist die zukunftsfähige und lebensfreundliche Ausgestaltung urbaner Räume von großer Bedeutung – sowohl in Österreich als auch global. In Österreich wurden bis zum Jahr 2020 insgesamt 5768 km² verbaut. Das sind 7% der Landesfläche und 18% des überhaupt verfügbaren Dauersiedlungsraumes – also dem potentiell besiedelbaren Raum in welchem Menschen leben und arbeiten. In Städten nehmen Großteils ungenutzte Dachflächen 30-50% der versiegelten Flächen ein, weshalb Dach- und Fassadenbegrünungen zunehmend als wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Bauen propagiert werden. Die bautechnischen Vorteile von Gründächern, wie etwa das Zurückhalten von Regenwasser oder die Isolation gegen Wärme und Kälte, sind inzwischen gut dokumentiert. Inwieweit Gebäudebegrünungen einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten, ist bisher aber nur unzureichend untersucht. Auch die Auswirkungen der extremen klimatischen Bedingungen am Gründach (etwa in Form von Hitze oder Trockenheit) auf die Vegetation wurden bisher kaum erforscht.

Im Projekt „Lebensraum Gründach“ untersuchen wir gemeinsam mit den beteiligten Schulen 1) welchen Beitrag Gründächer zur Verbesserung der Biodiversität leisten können, 2) ob Gründächer im Alpenraum in Anbetracht des Klimawandels und damit verbundenen Extremwetterereignissen langfristig bestehen können und 3) welche modernen Methoden zur Erhebung der Insektendiversität sich im Kontext von Citizen Science besonders bewähren.

Dies soll in Zusammenarbeit mit Schulen mit Zugang zu begrünten Dachflächen, sowie weiteren Citizen Scientists mit eigenen Gründächern, untersucht werden. Die Beiträge der Partnerschulen umfassen dabei die Betreuung von Insektenfallen, das Durchführen verschiedener Messungen (Temperatur, Bodenfeuchte, Verdunstung etc.) und Beobachtungen von Tieren und Pflanzen am Gründach und in der Umgebung der Schulen.

Durch Untersuchungen im unmittelbaren Schulumfeld wird Bezug zur Lebensrealität der involvierten Schülerinnen und Schüler hergestellt. So können auch komplexe Themen wie Biodiversität, Klimawandel und genetische Methoden praxisnah vermittelt und ein wichtiger Beitrag zur Bewusstseinsbildung für die Herausforderungen des globalen Wandels geleistet werden. Neben den involvierten Schulen können sich auch Personen mit eigenen Gründächern an der Forschung beteiligen, indem private Gründächer in einer Datenbank gemeldet und einfache Beobachtungen (z.B. von Tagfaltern) durchgeführt werden.

(Fotocredit © Johannes Rüdisser)